Von mitverwalteten Pfarreien zur Seelsorgeeinheit

Über unsere achtjährige Arbeit in den Pfarreien
Hl. Dreifaltigkeit, VS-Pfaffenweiler mit St. Wendelin, VS-Herzogenweiler,
St. Fidelis VS-Villingen mit St. Konrad, VS-Rietheim
und St. Gallus, VS-Tannheim


Ei.2: Arbeit in der Seelsorgeeinheit.wpd; Version 23.2.1999

Ende 1998 wurde Pfarrer Eichkorn von Domkapitular Dr. Robert Zollitsch, dem damaligen Personalreferenten des Erzbischofs, gebeten, diesen Bericht über die 8-jährige Erfahrung in der Entwicklung der Zusammenarbeit von drei Pfarreien zu erstellen.  Der ursprüngliche Bericht wurde hier mit einige spätern Daten aktualisiert.
In einem zweiten Bericht wurde Pfarrer Eichkorn gebeten, über seine priesterliche Identität (siehe dort) in dieser Arbeit zu berichten.

1. Kurzbeschreibung der Pfarreien

1.1. St. Fidelis, Villingen, eine von 5 katholische Pfarreien in VS-Villingen, ca. 3.600 Katholiken, davon ca. 600 in der alten Dorfgemeinde Rietheim. St. Konrad, VS-Rietheim, Filialkirchengemeinde, d.h. eigene Kirchenrechnung mit Stiftungsrat, Pfarrgemeinderat (seit 2000 zusammen mit dem Pfarrgemeinderat St.Fidelis), Sonntagsmesse (Besucher 1998: ca. 20%; 2000: ca. 18%; 2002 ca. 16%); Kirchenchor, Grundschule.
St. Fidelis in Villingen: Bürgerliche Gemeinde der Villinger Südstadt. Bis in die 70-er Jahre ein Vikar. Pfarrkirche (gebaut 1954) am stadtnahen Rande der Pfarrei, 600 m vom Villinger Münster. Besuch der Sonntagsmesse (Vorabend und Sonntagmorgen) 1998: ca. 16%; 2000: ca.19%; 2002 ca. 21%. Kirchenchor; Ministranten. Im 1989 fertiggestellten Fidelisheim: Krabbelgruppen, Pfarrbücherei, Pfarrjugend, Bibelkreis, Tanzgruppen, Frauengemeinschaft, Altenwerk, Perukreis, Esperanto-Gruppe, Kegelgruppen; sonntags Hinführung der Kinder zur Sonntagsmesse. Pfarrbüro: 4 Frauen als Pfarrsekretärinnen in Teilzeit (31 Wochenstunden, ab 2004) statt einer einzigen Pfarrsekretärin; ein Zivildienstleistender für’s Büro und für das Fidelisheim. In der Pfarrei keine pfarrlich fordernden Einrichtungen außer Grundschule (wöchentlicher Schulgottesdienst). „Pfarrhilfe“ als Ansatz eines Wohnviertelapostolates.

1.2. Hl. Dreifaltigkeit, VS-Pfaffenweiler: 1998: ca. 1500 Katholiken, ca. 1/4 stammen vom alten Dorf. Die „Neuzugezogenen“ integrieren sich sehr langsam. Viele gehobene Berufe. Kaum noch Landwirtschaft. Moderne Betonkirche der 60-er Jahre. Schöne Pfarrräume. Im Pfarrhaus: Mesnerwohnung, Büros der Pfarrsekretärin (2000: 10 Wochenstunden) und des hauptamtlichen Diakons. Sonntagsmesse 2000: ca. 12 %, Tendenz seit 1998 wieder leicht steigend, aber sehr unregelmäßig. Viele kirchliche Einzelaktivitäten (Krabbelgottesdienst, religiöse Singetage, monatliche Hinführung der Kinder zur Sonntagsmesse, Kindergruppen, Bibelkreis, Gebetskreis, Ministranten, Jugendgruppen). Außer Kirchenchor keine kirchlichen Vereine. Grund- und Hauptschule (1998: wöchentlicher Kindergottesdienst der Grundschule). Filiale St. Wendelin, VS-Herzogenweiler. Alte Ortschaft. ca. 200 Einwohner, davon 178 katholisch (Stand 1998). Sonntagsmesse (1998 Untersuchung Dyma: 25%)

1.3. St. Gallus, VS-Tannheim: ca. 1000 Katholiken. Das alte Dorf hat die Oberhand behalten. Besuch der Sonntagsmesse: 1998: ca. 20%, besonders abfallend in den letzten drei Jahren, vorher höher. Schöner Pfarrsaal und ein Gruppenraum. Kirchenchor, Bücherei, Bildungswerk, Bibelkreis, wöchentliche Hinführung der Kinder zur Sonntagsmesse, Ministranten, Jugend, Frauengemeinschaft, Altenwerk. Grund- und Hauptschule (1998: wöchentlicher Kindergottesdienst der Grundschule). Nachsorgeklinik für lebensgefährlich erkrankte Kinder.

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2. Der Anfang

Im Jahre 1990 wurde mir, damals seit 2 Jahren investierter Pfarrer von St. Fidelis, die Mitverwaltung der beiden Pfarreien übertragen. Zugleich kam ein Vikar, der im Pfarrhaus St. Fidelis wohnte. In St. Fidelis wurde das (Wieder)Erscheinen eines Vikars begrüßt, was auch rasch positive Auswirkungen hatte.

2.1. In Tannheim gab es keine Probleme. Zwar zog zugleich der Pensionär aus dem Pfarrhaus ab, aber neben dem neuen Pfarrer, der nun statt in Pfaffenweiler in Villingen wohnte, war da ja auch ein junger Vikar, der vor allem in Tannheim und Pfaffenweiler arbeitete. Man war erfreut, daß die neue Pfarrsekretärin (damals 12,5 Wochenstunden) aus Tannheim stammte und auch eine wöchentliche Sprechstunde in Tannheim hatte. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates ist eine mütterlich ausgleichende, zugleich entschlossene Persönlichkeit.

2.2. Unruhe gab es in Pfaffenweiler. Erstmals kein Pfarrer mehr im Dorf. Die Pfarrgemeinde nicht darauf vorbereitet. Der Pfarrgemeinderat machte Bittschriften. Der letzte Pfarrer hatte mit seiner Haushälterin eine intensive Jugendarbeit betrieben, die jetzt der persönlich-charismatischen Führung entbehrte und bald zerfiel. Als der letzte Pfarrer bald auch noch seine Pfarrhaushälterin heiratete, gab es auch Unzufriedenheit über den Zölibat. Bis heute ist Pfaffenweiler meine schwierigste Pfarrei.

2.3. Für die Seelsorgeeinheiten ist eine wichtige Konsequenz, daß deren Planung von den Gemeinden jetzt zur Kenntnis genommen, diskutiert und akzeptiert wird. Wenn der Ernstfall eintritt, ist dieser Prozeß schwieriger und langwieriger, wenn der Pfarrer dem Ort verloren geht.

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3. Das Seelsorgeteam

Zunächst wurde mit einem Vikar die Arbeit in der Seelsorge organisiert. Zweiwöchentliche Dienstbesprechungen. Bald kam ein Gemeindereferent dazu (bis 1997, dann wurde die Stelle dem Diakon hauptamtlich übertragen). Es wurde schriftlich festgelegt, wer für die einzelnen Bereiche zuständig war. Die Besprechungen beginnen mit Breviergebet. Dann berichtet jeder aus seiner Arbeit, Termine werden festgelegt, Anregungen gegeben und besprochen.

1995 konnte kein Vikar mehr zugewiesen werden. Aber inzwischen war ein junger, wegen einer langwierigen Krankheit beurlaubter Pfarrer wieder in der Lage, Dienst zu tun. Er arbeitet seit 1995 als Kooperator im Seelsorgeteam und ist örtlicher Ansprechpartner für Tannheim.

Eine Veränderung ergab sich, als in Pfaffenweiler ein Polizeibeamter 1993 zum Diakon geweiht wurde. Als Diakon mit Zivilberuf und dann ab 1997 als hauptberuflicher Diakon an Stelle des Gemeindereferenten bringt er praktische Züge ins Seelsorgeteam. Spezialgebiet: Seelsorge an Kranken, Alten, Sterbenden. Somit übernimmt er viele Beerdigungen. Dies ist eine besondere Entlastung des Pfarrers. Dienstsitz: Pfaffenweiler, Wohnsitz seiner Familie. Er wird dort mehr und mehr örtlicher Ansprechpartner.

1999 nahm ein weiterer Diakonatsanwärter aus St. Fidelis in seinem Diakonats-Praktikum an den Dienstbesprechungen teil. Seit Ostern 1999 machte aus Pfaffenweiler noch ein weiterer Anwärter auf das Diakonat sein Praktikum. Ab 2001 hatten wir im Raum Pfaffenweiler-St.Fidelis also 3 Diakone. Ich konnte mir wenigstens 4 weitere unserer Männer als Diakone vorstellen, hielt es aber gut, zuerst Erfahrungen in der Arbeit mit drei Diakonen zu machen. Jedenfalls hätte ich bei etwaigem Ausscheiden des Kooperators empfohlen, in Ermanglung eines zweiten Priester einen der beiden zusätzlichen Diakone hauptamtlich (oder beide in Teilzeitarbeit) anzustellen.

Es ist besonders auf die Heranbildung von Diakonen zu achten. Durch Weihe und Ortsbezogenheit (Familie, Wohnort) sind sie besonders befähigte und hoch motivierte kirchliche Mitarbeiter. Sind wir Priester als Pfarrer zur Leitung eines Kollegium von Diakonen fähig?
Wichtig ist im Seelsorgeteam je ein örtlicher Ansprechpartner.
Eine regelmäßige Dienstbesprechung ist unerläßlich.

4. Ehrenamtlich und Hauptamtliche

Die Bereitschaft für ehrenamtliche Dienste ist gewachsen. Deutlich ist dies besonders in Pfaffenweiler, wo der Pfarrer am Ort besonders vermißt wird. Es ist bezeichnend, daß dort bereits der zweite Diakon in Ausbildung ist. Am schwierigsten finden wir Mitarbeiter in Rietheim, wo man sich an die priesterliche Versorgung von Villingen aus von Anfang an gewöhnt hatte. Dort haben wir auch noch keinen Diakon in Aussicht. Es ist auch niemand bereit, Wortgottesdienste zu leiten. Wenn eine Dorfgemeinde seit Generationen von außen „gut“ versorgt wird, hat sie sich daran gewöhnt.

Weil wir nicht alles selbst machen können, suchen wir Geistlichen möglichst viele Gläubige zu ehrenamtlichen Diensten zu gewinnen. Mein Kooperator ist durch seine gesundheitlichen Einschränkungen zusätzlich dazu motiviert. Ferner ist es uns besonders wichtig, die tätigen ehrenamtlichen Mitarbeiter zu motivieren, zu stützen, Konflikte zu verarbeiten oder schon im Vorfeld zu entschärfen – kurz: die Ehrenamtlichen sind sehr ernst zu nehmen.

Durch die finanzielle Entwicklung in unserer Gesellschaft sind wir gezwungen, hauptamtlichen Dienste zu reduzieren. So wurde in St. Fidelis der hauptamtliche Mesner und Hausmeister (1995: 65.000.-DM Jahresaufwendungen) durch ehrenamtliche Dienste (Kirchenreinigung, Veranstaltungen), und stundenweise bezahlte Dienste (1998: 12.000.-DM) ersetzt. Bei den Bürodiensten haben wir in Pfaffenweiler die Arbeit um 4,5 Wochenstunden reduzieren können, weil der hauptamtliche Diakon (im Unterschied zum Gemeindereferenten) auch im Büro präsent ist (hauptsächlich zu Besucherkontakten). In Villingen suchen wir, die drohende Reduzierung der Bürozeiten durch eine Spendenaktion „für Arbeitsplätze in St. Fidelis“ zu verhindern.

Die Aufteilung eines Sekretariat-Postens in St. Fidelis auf 4 Teilzeit-Arbeitsplätze + 1 ehrenamtliche Mitarbeiterin (die pensionierte Pfarrsekretärin) hat viele Vorteile: Keine Vertretungsprobleme bei Urlaub und Krankheit; mehrfacher Kontakt in die Pfarrei hinein; fünf verschiedene Begabungen; Vorbildfunktion in der gesellschaftlich nötigen Vermehrung von Teilzeitarbeit für Frauen.

Ein Problem ist die schwierigere Kommunikation zwischen den vielen Mitarbeitern. Der Versuch vermehrter Dienstbesprechungen stößt auf die Zeitgrenze bei allen Beteiligten, besonders beim allseits betroffenen Pfarrer und bei den Teilzeitmitarbeitern. Auch schriftliche Rundläufe finden rasch ihre Grenze (Klage über das viele Papier). Hilfreich sind: Geduld miteinander; klare Zuständigkeitsbereiche; Gewohnheiten; für jeden eine einzige Informationsstelle.

Ein weiteres Problem ist die Vierzahl der Pfarrgemeinderäte. Das ist keine Kritik an der Arbeit der Pfarrgemeinderäte selbst, sondern an der Zahl der Sitzungen für einen Pfarrer. Würde er alle satzungsmäßig vorgesehenen Sitzungen warnehmen (Vorstände, Sitzungen der Räte, Ausschüsse) würde das für ihn zu einem Sitzungskatholizismus führen. Nimmt der Pfarrer aber nicht teil, ist er nicht voll informiert; die Pfarrgemeinderäte beschäftigen sich dann besonders mit Festen, Bauten und kleineren Einzelheiten, und der Pfarrer bemerkt aufkommende Entwicklungen zu spät. Unser Versuch, jährlich 3 gemeinsame Sitzungen mit gemeinsamen pastoralen Themen zu machen, ist gescheitert: Die Sitzungen waren ungemein mühsam und die Teilnahme immer geringer. Auch der Versuch von jährlichen Sitzungen auswärts mit einer Übernachtung (Freitag/Samstag) sind nicht gut besucht, wenn auch fruchtbar und ermutigend im Verlauf. Ich werde sie nicht streichen. Gut fände ich, einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat für alle 4 Pfarreien einzurichten, und zur Vermeidung der Schwächung der einzelnen Pfarrgemeinden die Leitung des 4 Stiftungsräte (mit Unterschriftenvollmacht) in die Hände der örtlichen Vorsitzenden zu delegieren. Allerdings ist ein gemeinsamer Pfarrgemeinderat nach der derzeitigen Rechtslage nicht möglich.

Auf ehrenamtliche Dienste und Teilzeitdienste muß größten Wert gelegt werden.
Eine Schlüsselfrage ist die Kommunikation zwischen vielen Mitarbeitern.

5. Wortgottesfeier

„Foveatur sacra Verbi Dei celebratio … in dominicis et diebus festis maxime in locis, quae sacerdote carent“ (Liturgiekonstitution 35,4). Ich zitiere diese Aussage des II. Vatikanums auf lateinisch. Die offizielle deutsche Übersetzung schreibt: „… besonders da, wo kein Priester zur Verfügung steht… sind eigene Wortgottesdienste … an den Sonn- und Feiertagen … zu fördern“. Die Übersetzung des lateinischen Begriffes „in locis, quae“ geht bei dieser Übersetzung verloren. Die Übersetzung muß heißen: „besonders an (den) Orten, wo…ist die Feier des Wortes Gottes zu fördern“. Eine „Theologie des Ortes“ habe ich bislang nicht gefunden: Ein „Ort“ war die Wasserquelle, wo eine Quellengottheit wohnte. An den Quellen haben die Menschen gesiedelt, sind Ortschaften, Weiler und Heime (alemannische „ingen“) entstanden: z.B. Pfaffenweiler, Herzogenweiler, Tannheim, Rietheim und Villingen. Orte, an denen die Feier des Wortes Gottes zu fördern ist, haben etwas mit den „Siedlungen“ der Menschen zu tun. In einer solchen Ortschaft am Sonntagmorgen die dafür erbaute Kirche ohne feierlichen Gottesdienst zu lassen, heißt, diesen Ort im Kern entgöttlichen. Es ist eine schlechtere Lösung, den Besuch der Sonntagsmesse in der Ortschaft nebenan zu fördern. Sie widerspricht dem Buchstaben des Konzils und der seelsorgerlichen Erfahrung.

In Städten ist noch die Reduzierung der Anzahl sonntäglicher Meßfeiern möglich. Der Pfarrer in seiner Pfarrei konnte oder wollte diese Reduzierung gegen den Beharrungswillen kleiner Gruppen oft nicht durchsetzen. In Seelsorgeeinheiten sieht man die Notwendigkeit eher ein.

In einer ländlichen Seelsorgeeinheit kann der Pfarrer nicht in jeder Ortschaft die Sonntagsmesse feiern, oft auch dann nicht, wenn ihm ein weiterer Priester als Kooperator beisteht. Dann sind nach dem II. Vatikanum und der Würzburger Synode in den Kirchen dieser Ortschaften Wortgottesdienste zu feiern. Die Seelsorgeeinheit gibt die Chance, diese Gottesdienste ohne Priester abwechselnd mit Meßfeiern ausgewogen reihum zu organisieren. Für diese Feier des Wortes Gottes an Stelle de Sonntagsmesse sind nach der geltenden kirchlichen Ordnung die Diakone die Erstberufenen. Auch durch eine damit verbundene Austeilung der Heiligen Kommunion werden diese Wortgottesfeiern(1) (so nennen wir die Feiern des Wortes Gottes, die ohne Priester, aber mit Kommunionausteilung, an Stelle der Sonntagsmesse gehalten werden) von den sonstigen Wortgottesdiensten deutlich unterschieden: Die Kommunion belebt die innere Verbindung mir Christus und der Gesamtkirche, lebt aus der letzten Meßfeier, und verweist auf die nächste Meßfeier, in der dann der Speisekelch wieder gefüllt wird. Die Kommunionausteilung unterstreicht auch den Notfall ähnlich wie die Krankenkommunion.

Wir halten solche Wortgottesfeiern seit 1990. Sie sind gut angenommen, aber wir müssen uns immer wieder bewußt machen, daß sie nur Notlösungen sind. Dies ist weniger ein Problem der Gemeinden als ein Problem von uns Priestern: Wir kommen leicht in Versuchung, „wichtige“ Gruppenmessen oder Sonstiges am Sonntag der Meßfeier in den Ortschaften vorzuziehen.

Anfangs gab es bei uns noch keinen Diakon. Darum wurden vom Bischof einige Laien beauftragt, die allerdings nicht für die Predigt ausgebildet waren. Aus ihnen gehen nun unsere Diakone hervor. Wir werden die bischöfliche Beauftragung von Laien für Notfälle aufrecht erhalten, auch um niemand durch einen „Entzug“ der Beauftragung vor den Kopf zu stoßen. Wir werden aber ausscheidende Wortgottesdienstleiter nicht mehr durch Laien ersetzen, weil wir dann genügend Diakone haben.

Wortgottesfeiern werden in den Seelsorgeeinheiten wichtiger, sind aber Notlösungen.

6. Begriff „Seelsorgeeinheit“ im Licht unserer Erfahrung

Die „Einheit“ in diesem Wort wird in der Praxis verschieden verstanden. Die Pfarrei, in der der Pfarrer wohnt, wird manchmal als „Mutterpfarrei“ bezeichnet, in der zentrale Veranstaltungen stattfinden sollen. Die Seelsorgeeinheit sei bloß eine Verwaltungseinheit. Es wird ferner gesagt, die Pfarreien einer Seelsorgeeinheit sollen „eine Einheit“ werden, ohne diese „Einheit“ näher zu bestimmen.

Wir haben die Einheit zunächst nur in ein und demselben Pfarrer erfahren, dann auch in den Mitgliedern des Seelsorgeteams, die in den verschieden Orten tätig wurden. Es ergab sich eine gewisse Vereinheitlichung durch seelsorgliche Methoden, die der eine Pfarrer für die Seelsorgeeinheit besonders betont, z.B. Hinführungen der Kinder zu den Sonntagsmesse, Einführung von Wortgottesfeiern. Es gibt einen gemeinsamen jährlichen Neujahrsempfang der ca. 200 Mitarbeiter. Aber schon der gemeinsame Familienausschuß beschäftigt sich gut mit allgemeinen Familienfragen, tut sich aber schwer, in den einzelnen Pfarrgemeinden aktiv zu werden. Ebenso sind gemeinsame Sitzungen der Pfarrgemeinderäte mühsam und wenig fruchtbar (siehe 4.). Einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat wollen wir erproben. Man kann sich ja eine zentrales Pfarrbüro vorstellen. Aber bei uns haben sich zwei getrennte Bürobereiche (St. Fidelis und Pfaffenweiler-Tannheim) bewährt. Eine Sekretärin arbeitet umso wirksamer, je näher ihr Büro bei denen liegt, für die sie arbeitet.

Die Bedeutung der „Seelsorgeeinheit“ ist weiter zu klären.
Beim Maß der „Einheit“ in einer Seelsorgeeinheit müssen Solidarität und Subsidiarität in Gleichklang gebracht werden.

Villingen, 26.1.1999, überarbeitet 23.2.2000 und 31.1.2016

Bernhard Eichkorn, Pfarrer

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1. Das „Copyright“ auf diese Bedeutung des Wortes „Wortgottesfeier“ hat mein ehemaliger Vikar Werner Bauer, jetzt Pfarrer in Krautheim an der Jagst (und Umgebung), ab 2000 Pfarrer der Seelsorgeeinheit Villingen-Süd. Er hat sich 1990-94 als Vikar besonders in den Aufbau dieser Wortgottesfeiern gestürzt. Vorher ist mir dieser inzwischen oft gelesene Begriff nie begegnet.

Über meine Erfahrungen als Pfarrer der Pfarrei St. Fidelis siehe auch:
– Die Mission 2000 in St. Fidelis
– Die Festpredigt von Erzbischof Wolfgang Haas, Lichtenstein


Nachtrag 1: Mit dem 1.9.2000 wurde unsere Mitverwaltung von Hl. Dreifaltigkeit und St. Gallus nach 10 Jahren beendet. Die beiden Pfarreien wurden im Zuge der Einteilung der Erzdiözese Freiburg in Seelsorgeeinheiten der Seelsorgeeinheit Villingen-Süd (St. Konrad) zugeordnet. Villingen-St.Fidelis bildet nun mit Villingen-Münster eine Seelsorgeeinheit, nachdem Pfarrer Eichkorn in den Ruhestand getreten ist. Der obige Bericht bleibt als Erfahrung von Pfarrer Eichkorn in den Vorjahren dieser Neuregelung interessant.

Nachtrag 2: Am 2.2.2010 wurde im Dekanatsrat Schwarzwald-Baar beschlossen, die Stadt Villingen zu einer neuen Seelsorgeeinheit zu vereinigen, denn das Dekanat Schwarzwald-Baar muss aus bisher 20 Seelsorgeeinheit jetzt 11 neue Einheiten bilden. Die Entscheidung von 2003, die für St. Fidelis schmerzlich, für S. Konrad erfreulich war, ist nun schon 7 Jahre später für St. Konrad – vor allem für den jetzigen Pfarrer von St. Konrad, schmerzlich: Seine Stelle verschwindet in den nächsten Jahren. So schnell ändert sich heute auch in de Kirche, was gestern noch galt.

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